GBS-Geschäftsbericht 2017 - page 6

1. Wohnungswirtschaftliche
Entwicklung
1.1 Allgemeine Trends
Die wohnungswirtschaftliche Lage in Deutschland
ist gespalten. Während zahlreiche Großstädte im-
mer weiter wachsen und die zu wenigen dort ver-
fügbaren Wohnungen immer teurer werden, haben
Klein- und Mittelstädte in vielen ländlichen Regio-
nen mit einem Rückgang der Einwohnerzahlen und
– vor allem im Osten Deutschlands – einer dadurch
bedingten steigenden Anzahl von Wohnungsleer-
ständen zu kämpfen.
Um die polyzentrale Siedlungsstruktur Deutsch-
lands nachhaltig zu stärken und so langfristig zur
Sicherung gleichwertiger Lebensverhältnisse in der
gesamten Bundesrepublik beizutragen, setzen sich
Interessenvertreter und Verbände wie der GdW
Bundesverband deutscher Wohnungs- und Immo-
bilienunternehmen oder die Bundesstiftung Bau-
kultur verstärkt dafür ein, den Fokus der öffentlichen
Aufmerksamkeit nicht nur auf die Problemlagen in
den Großstädten zu rücken, sondern auch den länd-
lichen Raum im Blick zu behalten und dort vorhan-
denes Entwicklungspotenzial zukünftig stärker zu
nutzen. Denn letztlich sind es nach Einschätzung
der Experten vor allem stabile Mittelstädte in wirt-
schaftlich oftmals durchaus starken ländlichen Re-
gionen, die als ausgleichender Faktor innerhalb des
erwähnten Spannungsfeldes zwischen Wachstum
und Schrumpfung fungieren bzw. als Standortal-
ternative dazu beitragen können, die gespannte
Lage in den Ballungszentren auf lange Sicht erheb-
lich zu entschärfen.
Große Chancen ergeben sich in kleinen und
mittleren Städten im ländlichen Raum vor allem im
Hinblick auf die vorhandene Fläche, die – im Ge-
gensatz zu den nicht vermehrbaren Grundstücks-
flächen in den Großstädten – zahlreiche Möglich-
keiten für Neubauten eröffnet. Hinzu kommen
deutlich günstigere Mietpreise sowie niedrigere
Lebenshaltungskosten.
Wirft man einen Blick auf Umfragen zu den Woh-
nungswünschen der Deutschen, wird umso deutli-
cher, warum dieses Potenzial unbedingt genutzt
werden sollte. So hat eine von der Bundesstiftung
Baukultur in Auftrag gegebene Bevölkerungsbefra-
gung ergeben, dass 78 % der Bundesbürger es un-
abhängig von ihrer finanziellen und beruflichen Si-
tuation vorziehen würden, in einer Landgemeinde,
einer Klein- oder Mittelstadt zu leben.
Es muss also in den kommenden Jahren in Poli-
tik und Gesellschaft verstärkt darum gehen, die Le-
bensqualität gerade in solchen Städten zu erhalten
bzw. zu steigern, Orts- und Stadtkerne städtebau-
lich aufzuwerten und so einem Werteverfall der im
ländlichen Raum vorhandenen Immobilien und ei-
ner Abwanderung entgegenzuwirken. Entspre-
chende Handlungsempfehlungen an die politi-
schen Akteure hat die Bundesstiftung Baukultur
bereits in ihrem Baukulturbericht 2016/2017 veröf-
fentlicht, im Juni 2017 bekräftigte sie ihre Position
noch einmal in einem gemeinsam mit dem GdW
herausgegebenen Positionspapier.
1.2 Zur Situation in Hessen
Auch in Hessen besteht eine dringende Notwendig-
keit, den Wohnungsbau anzukurbeln, mehr be-
zahlbaren Wohnraum zu schaffen und zugleich der
Schrumpfung in ländlichen Gegenden entgegenzu-
wirken.
Nach Informationen unseres Regionalverbandes,
des VdW südwest, werden in den Ballungszentren
und Universitätsstädten bis zum Jahr 2020 jährlich
37.000 neue Wohnungen benötigt, fertiggestellt
werden aber nur rund 20.000 Wohnungen im Jahr.
Um hier Abhilfe zu schaffen, hat die Hessische Lan-
desregierung in den letzten Jahren bereits die Mittel
aufgestockt und im Oktober 2017 einen „Master-
plan Wohnen in Hessen“ auf den Weg gebracht.
Dennoch ist die Zahl der Baugenehmigungen in
Hessen rückläufig – im dritten Quartal 2017 sank sie
im Vergleich zum Vorjahresquartal um 5,1 %. Nun
II. Bericht des Vorstandes
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