GBS-Magazin 2017 - page 5

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Edwin Jung ist seit 1953 Mitglied in der GBS Herborn
und war insgesamt nebenberuflich drei Jahre im
Aufsichtsrat sowie 25 Jahre im Vorstand tätig.
Hauptberuflich war er 27 Jahre lang Stadtkämme-
rer. Für uns hat er anlässlich unseres 70. Bestehens
auf die Anfänge des genossenschaftlichen Bauens
und Wohnens in Herborn zurückgeblickt. Wir ha-
ben uns sehr über diese interessanten Einblicke ge-
freut und uns daher entschieden, Ihnen den Text,
der bereits in der Festschrift abgedruckt war, hier
noch einmal zu präsentieren.
„In den Nachkriegsjahren herrschte auch in unse-
rer Stadt große Wohnungsnot. Schon für die Herbor-
ner Bevölkerung gab es nicht ausreichend Wohn-
raum und zusätzlich galt es, die Ausgebombten und
zahlreiche Flüchtlinge unterzubringen. Daher ergriff
das städtische Wohnungsamt die drastische Maß-
nahme, Teile von Wohnungen und Wohnhäusern zu
beschlagnahmen. Wer also beispielsweise in einer 3-
oder 4-Zimmer-Wohnung lebte, musste unter Um-
ständen zwei Räume frei machen und sich die eige-
nen vier Wände mit Fremden teilen. Das war nicht
immer einfach. Hätte es den genossenschaftlichen
Wohnungsbau in dieser Zeit nicht gegeben, wäre die
Wohnungsnot sicher nicht so schnell beseitigt wor-
den und die ohnehin heikle Situation hätte sich
schlimmstenfalls über Jahre weiter verschärft.
Wie man sich vorstellen kann, war die Nachfrage
enorm und es gab Wartezeiten von bis zu zwei Jah-
ren. Gerade für jung verheiratete Paare und Famili-
en war das eine große Belastungsprobe. Dank der
Mitgliedschaft in der GBS – wir sagten damals noch
Geno – konnten meine Frau und ich im Jahr 1953
eine Wohnung in der Willy-Brandt-Straße 28 bezie-
hen, die im Rahmen des ersten Bauabschnitts in der
Alsbach entstanden war. Dort lebten wir bis 1959
und wechselten dann in eine etwas größere und
komfortablere Wohnung in der Johannisbergstraße
5, in der es zu dieser Zeit zwar noch keine Balkone
gab, aber bereits die schönen bodentiefen französi-
schen Fenster. Daran erinnere ich mich gut.
Die GBS hat in den unmittelbaren Nachkriegsjahr-
zehnten wirklich viel geleistet, obwohl sie bei Wei-
tem nicht über die Möglichkeiten verfügte, die heu-
te glücklicherweise gegeben sind. InderAnfangszeit
gab es zum Beispiel noch keine eigenen Räumlich-
keiten und das Büro war viele Jahre in der privaten
Wohnung des 1. Vorsitzenden Ewald Metzler unter-
gebracht. Trotzdem ist es der Genossenschaft
durch großes Engagement und eine intensive Bau-
tätigkeit innerhalb von wenigen Jahren gelungen,
Wohnungen für mehrere hundert Menschen zu
schaffen.
Auch heute nimmt die Genossenschaft im Hin-
blick auf den Wohnungsbau in Herborn nach wie
vor einen hohen Stellenwert ein und setzt moderne
und zeitgemäße Projekte um – man denke nur an
die frei finanzierten Wohnungen, die in den letzten
Jahren in der Konrad-Adenauer-Straße entstanden
sind. Solche Bauprojekte braucht Herborn und ich
bin überzeugt, dass es den Kolleginnen und Kolle-
gen der GBS auch zukünftig gelingen wird, den
Wohnungsbau zumWohle der Menschen in unserer
Stadt voranzutreiben.“
p
Edwin Jung blickt zurück
Ein Gespräch über die Anfänge unserer Genossenschaft
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