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Der Mangel an bezahlbaremWohnraum hat sich in-
nerhalb der letzten Jahre zugespitzt und belastet
zunehmend vor allem die Menschen mit mittlerem
und niedrigem Einkommen. Vertreter der Woh-
nungswirtschaft fordern daher schon lange eine
Kehrtwende der Politik. Im Rahmen einer von un-
serem Regionalverband VdW südwest in Vorberei-
tung auf die Landtagswahl initiierten Gesprächs-
runde hatten wir Anfang Mai in Wetzlar die
Gelegenheit, uns mit Kollegen aus anderen Woh-
nungsunternehmen in Mittelhessen auszutauschen
sowie Hürden und Forderungen mit politischen
Vertretern zu diskutieren. Unser übereinstimmen-
des Credo: Fördermaßnahmen sollten sich nicht an
Bodenrichtwerten, sondern an den reellen Kosten
und Mieteinnahmen orientieren und müssten rea-
listische Einkommensgrenzen berücksichtigen, die
Baukosten müssten drastisch gesenkt werden.
Viele dieser Punkte gehören auf die Agenda der
Bundespolitik, waren in der letzten Legislaturperi-
ode im vielgestaltigen Ministerium für Umwelt, Na-
turschutz, Bau und Reaktorsicherheit jedoch über
weite Strecken vernachlässigt worden. Daher hat-
ten Vertreter der Wohnungswirtschaft im Zuge der
Regierungsbildung nach der letzten Bundestags-
wahl auf eine Entkopplung dieser Ressorts und eine
stärkere Bündelung allerAufgaben in Form eines ei-
genständigen Bundesbauministeriums gehofft. Dazu
kam es nicht – stattdessen befasst sich nun das Mi-
nisterium des Inneren, für Bau und Heimat mit den
entsprechenden Themen. Dennoch ist das Thema
Wohnen und Bauen in den vergangenen Monaten
auf Bundesebene verstärkt in den Fokus gerückt.
Eine wichtige Etappe war der Wohngipfel im
September, an dem im Bundeskanzleramt neben
Angela Merkel und weiteren Regierungsvertretern
auch die Ministerpräsidentinnen und -präsidenten
der Länder sowie die Präsidenten der kommunalen
Spitzenverbände und Vertreter des Bündnisses für
bezahlbares Wohnen und Bauen teilnahmen und
gemeinsam einen Maßnahmenkatalog erarbeite-
ten. GdW-Präsident Axel Gedaschko bezeichnete
diese Initiative als guten Anfang und begrüßte vor
allem die geplante Fortführung der Städtebauför-
derung sowie die Revitalisierung von Ortskernen.
Dies entspreche der Forderung der Wohnungswirt-
schaft, sich nicht ausschließlich auf die Situation in
den Großstädten zu konzentrieren, sondern eine
gemeinsame Strategie für Stadt und Land zu entwi-
ckeln. Als ebenfalls sehr positive Maßnahme erach-
tet der GdW, dass der Bund die Länder auch nach
2019 weiterhin bei der Förderung des sozialenWoh-
nungsbaus unterstützen will und die dafür zur Ver-
fügung gestellten Mittel von den Ländern zweckge-
bunden für den sozialen Wohnungsbau eingesetzt
werden sollen. Begrüßt wurde zudem die Absicht,
bundeseigene Grundstücke zu günstigen Konditio-
nen an Kommunen zu veräußern, sowie die Pläne
zur Angleichung der Bauordnungen der Bundeslän-
der und der Ermöglichung sogenannter Typenge-
nehmigungen. Letztere hatten Vertreter der hessi-
schen Wohnungswirtschaft im Entwurf zur Novelle
der Hessischen Bauordnung aus dem letzten Jahr
vergebens gesucht und die fehlenden Möglichkei-
ten zur Einführung und Umsetzung des seriellen
und modularen Bauens daher zurecht scharf kriti-
siert hatten. Das enorme Potenzial eines solchen
systematisierten Bauens ist bislang aufgrund feh-
lender rechtlicher Grundlagen vielerorts ungenutzt
geblieben, obwohl die Verwendung industriell vor-
gefertigter Module nicht nur Zeit, sondern auch
Kosten sparen und so letztlich dazu beitragen wür-
de, die Mietpreise auf einem sozialverträglichen Ni-
veau zu halten. Im Interesse unserer Mieter und aller
Wohnungssuchenden in Herborn und Umgebung
hoffen wir, dass die nun beschlossenen Maßnah-
men langfristig zu einer Entschärfung der Situation
auf dem Wohnungsmarkt beitragen. Wir halten Sie
über entsprechende Entwicklungen auf dem Lau-
fenden.
Zur Wohnungspolitik
in Deutschland