GBS-Geschäftsbericht 2018 - page 6

1. Wohnungswirtschaftliche
Entwicklung
1.1 Allgemeine Trends
Im September 2018 wurde auf bundespolitischer
Ebene das Thema Wohnungsbau endlich zur Chefsa-
che erklärt – ein wichtiges Signal, auf das Vertreter
der im Bündnis für bezahlbares Wohnen und Bauen
engagierten Verbände schon seit langer Zeit gewartet
haben. Im Rahmen des Wohngipfels im Kanzleramt
wurde unter anderem verkündet, dass der Bund die
Länder auch nach 2019 bei der Förderung des sozia-
len Wohnungsbaus unterstützen will und dass die
derzeit geltenden Bestimmungen in der Energie­
einsparverordnung und im Erneuerbare-Energien-
Gesetz in den nächsten Jahren nicht weiter verschärft
werden sollen. Zwar ist der erarbeitete Maßnahmen-
katalog zunächst nur als Absichtserklärung anzu­
sehen, könnte in einigen Bereichen die Weichen aber
durchaus in die richtige Richtung stellen. Und das ist
angesichts der angespannten wohnungswirtschaftli-
chen Lage in Deutschland auch dringend notwendig.
Vor allem in den stetig wachsenden Großstädten
macht sich der Mangel an Wohnraum – insbesonde-
re an bezahlbarem Wohnraum – immer deutlicher
bemerkbar und führt in einigen Regionen sogar
bereits zu Diskussionen über die Enteignung von
Wohnungsunternehmen. Wir können uns im Hin-
blick auf solche Forderungen nur der Einschätzung
unserer Kollegen im Bundesverband sowie auf
regionaler Ebene anschließen, die das Mittel der
Enteignung als gefährliche Scheinlösung ansehen
und stattdessen eine wirksame Wohnraumoffensi-
ve fordern. Denn wie GdW-Chef Axel Gedaschko
und auch VdW-Vorstand Dr. Axel Tausendpfund
kürzlich erläuterten, entstehe durch Enteignung
kein neuer Wohnraum und die notwendigen
Entschädigungszahlungen könnten sehr viel sinn-
voller in den Bau neuer bezahlbarer Wohnungen
investiert werden.
Laut aktueller Prognosen liegt der jährliche
Neubaubedarf deutschlandweit bei etwa 400.000
Wohnungen, davon allein rund 80.000 Einheiten
im sozialen Mietwohnungsbau, 60.000 im preis-
günstigen Marktsegment. Nach letztem Datenstand
aus dem Jahr 2017 leben 7 Prozent der Bevölkerung
in einer überbelegtenWohnung, in der es gemessen
an der Haushaltsgröße zu wenige Zimmer gibt. Hier
besteht also dringender Handlungsbedarf.
Tatsächlich wurde im vergangenen Jahr nach
bisherigem Stand (November 2018) der Bau von
315.200 Wohnungen genehmigt. Dies entspricht
einem Zuwachs von 0,5 Prozent bzw. knapp 1.600
zusätzlichen Genehmigungen im Vergleich zum
Vorjahreszeitraum. Zur Bedienung der tatsächli-
chen Wohnungsnachfrage müsste die Zahl der
Baugenehmigungen jedoch weiter deutlich steigen.
Negativ wirkt sich in diesem Zusammenhang
vor allem der Mangel an verfügbaren Grundstücken
aus, denn die nicht vermehrbaren Flächen in den
Ballungszentren schränken die Möglichkeiten für
Neubauten massiv ein. Daher geht man beispiels-
weise in Frankfurt inzwischen dazu über, mehrge-
schossige Siedlungsbauten aus den 1950er-Jahren
mit vorproduzierten Holzmodulen um weitere
Stockwerke zu erhöhen. Vielerorts ist also Aufsto-
cken die machbare Alternative zum Neubau.
Neben fehlenden Flächen ist auch der seit
2008 kontinuierlich zu verzeichnende Anstieg des
sogenannten Bauüberhangs ein großes Problem.
Derzeit warten in ganz Deutschland nämlich rund
653.300 genehmigte Wohnungen auf ihre Fertig­
stellung – viele dieser Bauvorhaben wurden noch
gar nicht begonnen.
1.2 Zur Situation in Hessen
Auch in Hessen gilt es, den Wohnungsbau noch
stärker anzukurbeln, denn laut Informationen des
VdW fehlen hierzulande bis zum Jahr 2040 rund
500.000 neue Wohnungen. Hier muss vor allem die
Politik in den nächsten Jahren tätig werden. Im
Koalitionsvertrag zwischen der hessischen CDU
und Bündnis 90/Die Grünen Hessen ist zu lesen,
II. Bericht des Vorstandes
6
1,2,3,4,5 7,8,9,10,11,12,13,14,15,16,...32
Powered by FlippingBook