19.06.2024 / Quelle: Mittelhessen.de / Artikel auf Mittelhessen.de lesen

Wohnungen in Herborn dringend gesucht

Etwa 900 Interessenten stehen bei der Baugenossenschaft auf der Warteliste / Bau von bezahlbaren Wohnungen wird immer schwieriger

Von Tanja Eckel

Dringend gesucht: Wohnungen in Herborn - Herborner Tageblatt, Foto: © Katja Eckel

Aktuell hat die Genossenschaft für Bau- und Siedlungswesen Herborn (GBS) 926 Wohnungen – dazu gehören beispielsweise auch diese Häuser in der Konrad-Adenauer-Straße.

Foto: © Katja Eckel / Mittelhessen.de

HERBORN – Deutschland steckt in einer Bau- und Wohnungskrise. Das bekommt auch die Genossenschaft für Bau- und Siedlungswesen (GBS) in Herborn zu spüren: Der Bau von bezahlbaren Mietwohnungen wird immer schwieriger. Gleiches gilt für Modernisierungen an und in bestehenden Gebäuden. Geplante Vorhaben mussten verschoben werden oder liegen „auf Eis“.

Das vergangene Jahr war auch für die GBS geprägt von Schwierigkeiten. Hohe Bauzinsen, Materialengpässe und gestiegene Energiekosten sind hier die Schlagworte. Erschwerend hinzu kommen die Preissteigerungen in der Baubranche. Das hat Auswirkungen. Betrachte man all dies, komme man schnell zu der Erkenntnis, dass „der Bau von Wohnungen zu bezahlbaren Mieten unmöglich sei“, heißt es im aktuellen Geschäftsbericht der GBS mit Blick auf das vergangene Jahr.

Benötigt werden vor allem kleinere Wohnungen

Gleiches gelte für umfangreiche Modernisierungen in den Beständen, da sich die zu erbringenden Aufwendungen nicht durch eine moderate Mieterhöhung finanzieren ließen. Durchschnittlich rund 25,60 Euro pro Quadratmeter investierte die GBS im vergangenen Jahr in Instandhaltungen. Im Vorjahr waren es 21,84 Euro pro Quadratmeter.

Stark gestiegene Kosten hatten auch dazu geführt, dass geplante Vorhaben ausgesetzt oder verschoben werden mussten. Das betraf beispielsweise Neubauvorhaben im Herborner Hinterthal und in der Austraße.

Doch Wohnraum wird dringend gebraucht. Bei der GBS ist die Nachfrage nach bezahlbaren Wohnungen ungebrochen hoch: Rund 900 Interessenten stehen derzeit auf der Warteliste. Gesucht werden vor allem kleinere und mittlere Wohnungen in zentraler Lage, möglichst mit Balkon und Stellplatz. Aus Sicht der GBS wird sich die Vermietungssituation künftig noch verschärfen, da die deutlich gestiegenen Kosten in allen Bereichen die Budgets der Mieter übersteigen.

Aktuell hat die GBS 926 Wohnungen. Die Miete lag im vergangenen Jahr bei durchschnittlich 6,03 Euro pro Quadratmeter. Im Vorjahr waren es 5,68 Euro. Für dieses Jahr kalkuliert die Baugenossenschaft mit Mieterträgen in Höhe von 6,2 Millionen Euro. In Bezug auf die Mieter ist die Fluktuationsrate mit 7,13 Prozent gegenüber dem Vorjahr (7,36 Prozent) leicht rückläufig.

Neue Wohnungen könnten schon bald im Walkmühlenweg 13 entstehen: Der Umbau des ehemaligen Pflegeheims ist der Schwerpunkt in diesem Jahr. Laut GBS ist der Bauantrag für den Umbau und für das geplante Kindernest im Erdgeschoss inzwischen eingereicht.

DIE GBS IN ZAHLEN

Das abgelaufene Geschäftsjahr 2023 schloss für die Genossenschaft für Bau und Siedlungswesen mit einem Überschuss in Höhe von 387.200 Euro ab. Der Bilanzgewinn von 351.000 Euro soll die Bauerneuerungs- und die Ergebnisrücklage stärken. Zudem ist geplant, an die Mitglieder eine Dividende von zwei Prozent auszuzahlen. Das will der Vorstand bei der Mitgliederversammlung am heutigen Mittwoch, 19. Juni, vorschlagen.

• In Modernisierungen und Instandhaltungen investierte die Baugenossenschaft im vergangenen Jahr insgesamt rund zwei Millionen Euro. Zum 31. Dezember 2023 lag die Bilanzsumme bei 46,1 Millionen Euro.

• Die Anzahl der Mitglieder ist gegenüber dem Vorjahr leicht gestiegen. Zu Beginn des Jahres gehörten der GBS 1443 Mitglieder an. Das sind sechs mehr als im Vorjahr. Das Geschäftsguthaben beträgt 3,25 Millionen Euro. Das gesamte Eigenkapital der Genossenschaft liegt bei 17 Millionen Euro.