24.11.2017 / Quelle: Herborner Tageblatt / Tanja Eckel

Das Schwein quiekt? Ab ins Bett!

Erstes Kindertagespflegenest in Herborn hat seine Arbeit aufgenommen

Wenn die Ziege meckert, gibt es Mittagessen. Eine Stunde später quiekt das Schwein. Zeit also, schlafen zu gehen. Bis die Ente quakt. Im Herborner Kindertagespflegenest gibt es einen festen Tagesablauf. Hilfe leistet dabei die Tierstimmenuhr.

Schmökerzeit: Tagesmutter Jutta Grieb schaut sich mit dem kleinen Mats ein Bilderbuch an. (Foto: Eckel)

Im September hat das fünfte Kindertagespflegenest im Lahn-Dill-Kreis in der Herborner Alsbach seine Arbeit aufgenommen. Die Einrichtung für Kinder unter drei Jahren ist eine Kooperation der Arbeiterwohlfahrt (AWO) Lahn-Dill, der Stadt Herborn und des Lahn-Dill-Kreises.

Das Konzept: Die Tagespflegenester sollen eine alternative Betreuungsform zu bereits bestehenden Angeboten in der Krippe oder der Kindertagesstätte sein, erklärt Annegret Müller, Koordinatorin für die Kindertagespflegenester bei der AWO Lahn-Dill. Ähnlich wie bei selbstständigen Tagesmüttern werden auch in den „Nestern“ die Mädchen und Jungen in einem häuslichen Umfeld von fest angestellten Tagespflegepersonen betreut.

In der neuen Einrichtung in der Herborner Alsbach sind es Heike Wasserheß und Jutta Grieb, die sich um die Kleinen kümmern. Wasserheß als Vollzeitkraft, Grieb in Teilzeit. Maximal fünf Kinder können die flexible und familienähnliche Kinderbetreuung besuchen und dort gemeinsam spielen, entdecken, essen und schlafen.

Und dann meckert auch schon die Ziege. Damit wissen die Kinder: Zeit für das Mittagessen.

Das „Nest“, das in einer etwa 70 Quadratmeter großen Wohnung der gemeinnützigen Bau- und Siedlungsgenossenschaft Herborn untergebracht ist, ist bereits „ausgebucht“: Vier Jungen und ein Mädchen – Mats mit „t“ und Mads mit „d“, Flint, Dennis und Katja – nutzen momentan das Angebot. Die Jüngsten sind etwa eineinhalb Jahre alt, die Älteren um die zwei Jahre.

Ihr Tagesablauf folgt einem festen Plan: Gegen 7.30 Uhr kommen die Kinder in dem „Nest“ an. Dann wird erst einmal der große Tisch für das gemeinsame Frühstück gedeckt. Auch das Abräumen übernehmen alle gemeinsam.

Anschließend ist Spielzeit: Mads schiebt den großen grünen Traktor über den Boden, Flint klebt und schnipselt, Dennis schmeißt bunte Bälle aus dem Bällebad. Die Kinder malen, bauen oder basteln, singen oder lassen sich ein Buch vorlesen. Oder es geht nach draußen in den eingezäunten Garten.

Und dann meckert auch schon die Ziege. Damit wissen die Kinder: Zeit für das Mittagessen. Denn um den Kleinen eine Orientierung im Tagesablauf zu geben, hängt an der Wand eine Tierstimmenuhr. Zu jeder vollen Stunde ertönt ein anderes Geräusch: Um 8 Uhr muht die Kuh, um 10 blökt das Schaf, um 11 meckert die Ziege, um 12 quiekt das Schwein und um 14 Uhr quakt die Ente.

Apropos Schwein. Wenn das Quieken erklingt, bedeutet das: „Ab ins Bett“.

Nach dem Mittagsschlaf ist noch einmal Zeit zum Spielen, und es gibt einen kleinen Imbiss, bevor die ersten Kinder wieder abgeholt werden. So gegen „Ente“ oder „Esel“.

Jutta Grieb (l.) und Heike Wasserheß mit ihren kleinen Schützlingen. Während an dem kleinen Tisch im Spielzimmer gebastelt wird, gönnen sich die anderen Kinder eine „Pause“. (Foto: Eckel)

Für die beiden Tagesmütter ist die Arbeit in dem „Nest“ mehr Berufung als Beruf

Dann endet auch für Heike Wasserheß und Jutta Grieb der Arbeitstag. Vor beiden liegt dann noch eine längere Heimatfahrt. Heike Wasserheß kommt aus Bad Marienberg im Westerwald, Jutta Grieb wohnt in Lich (Landkreis Gießen). Für beide ist die Arbeit in dem „Nest“ in Herborn mehr Berufung als Beruf. „Es ist einfach schön, mit Kindern zu arbeiten“, sagt die dreifache Mutter Heike Wasserheß. Das findet auch Jutta Grieb, Mutter von zwei erwachsenen Söhnen: „Für mich ist diese Arbeit einfach genau das Richtige. Es macht Spaß, und es geht mir gut dabei.“ Das freut auch Annegret Müller von der AWO: „Als Träger kann man vieles vorgeben. Aber letztendlich muss man das Konzept leben.“

Info: Die wöchentlichen Betreuungszeiten im Kindertagespflegenest in Herborn richten sich nach dem Bedarf der Familien. Die Regelöffnungszeit ist von 7 bis etwa 15 Uhr. Die Kosten richten sich nach der Satzung für die Kindertagespflege des Lahn-Dill-Kreises. Nach Angaben der Stadt Herborn beträgt die Gebühr beispielsweise für 20 bis 25 Stunden pro Woche 90 Euro, bei 35 bis 40 Stunden in der Woche sind es 150 Euro.

Info: Kindertagespflegenester im Kreis

Mit dem neuen Kindertagespflegenest in Herborn gibt es nun fünf solcher Einrichtungen im Lahn-Dill-Kreis, deren Träger die Arbeiterwohlfahrt (AWO) Lahn-Dill ist. Weitere Kindertagespflegenester sind in Breitscheid und Arborn (jeweils fünf Kinder) eingerichtet. Zwei gibt es außerdem in Wetzlar (insgesamt 15 Kinder). Demnächst soll auch in Ehringshausen ein „Nest“ entstehen. Kontakt: www.awo-lahn-dill.de oder Annegret Müller (AWO Lahn-Dill), (0 27 72) 95 96 28. Anmeldungen für das Tagespflegenest in Herborn: Cornelia Glade-Wolter (Stadt Herborn), (0 27 72) 70 82 70. E-Mail: c.glade-wolter(at)herborn.de (red)