13.07.2012 / Quelle: mittelhessen.de / Siegfried Gerdau

Ältere wollen in der Stadt leben

Baugenossenschaft feiert Richtfest für Neubau der neuen Wohnanlage

Seine Mutter Heidi wird neben der Stadtverordneten Christl Haas und dem Magistratsmitglied Lothar Herrmann auch zu den Mietern des viergeschossigen, barrierefreien Gebäudes gehören. „Zum 1. Richtfest der Genossenschaft im 21. Jahrhundert“, begrüßte GBS-Geschäftsführer Marc Kling neben einer fast unübersehbaren Schar von künftigen Mietern und Interessenten den Vertreter des Herborner Bürgermeisters, Ersten Stadtrat Ansgar Roth, sowie den früheren Bürgermeister Bernd Sonnhoff. Sonnhoff wird eine von den im nächsten Bauabschnitt (2014) fertig gestellten Wohnungen beziehen.

Der Richtkranz schwebt über dem ersten Bauabschnitt der GBS-Wohnanlage in der Herborner Konrad-Adenauer-Straße. Viele Gäste verfolgten das Richtfest. (Foto: Gerdau)

Die GBS werde in diesem Jahr 65 Jahre alt und habe bis zum Jahr 2000 über 700 Wohnungen errichtet. Eine neue Herausforderung sei der demografische Wandel, dem man mit dem jetzt im Rohbau befindlichen Gebäude intensiv Rechnung tragen werde. Der Trend bei den älteren Menschen gehe zum Wohnen in der Stadt. Alleine in den vergangenen drei Jahren suchten 200 Bürger über die GBS eine Stadtwohnung. Von den 20 Wohneinheiten seien 19 völlig barrierefrei, beschrieb Kling den ersten Bauabschnitt, der schon im Dezember bezugsfertig sein soll. Zwei Wohnungen werden darüber hinaus behindertengerecht entwickelt, und für zwei Büroeinheiten gebe es in dem Gebäude auch noch Platz.

Die rund 80 Gäste im Erdgeschoss des Rohbaus hörten sich die Ausführungen des GBS-Mannes mit sichtlichem Wohlgefallen an, während im Nachbarraum Holger Lehrs Rippchen mit Kraut Wohlgerüche verbreiteten.

Das Ziel: So lange wie möglich in den eigenen vier Wänden leben

Die Planungen durch den Architekten Hans Günter Fuchs hatten von Beginn an auf ein so genanntes Niedrigenergiehaus und sicheres Wohnen abgezielt. Das KfW-70-Haus sorge durch ein Wärmedämmverbundsystem in Verbindung mit Warmwasser-Kollektoren und einer Wärmerückgewinnung aus der Abluft für unterdurchschnittlichen Verbrauch von fossilen Brennstoffen, erläuterte Kling. Dies werde nochmal durch eine Dreifach- Verglasung potenziert. Zu der Wohnfläche von 1522 Quadratmetern gehören 80 Auto-Stellplätze und eine ausreichende Anzahl von Fahrradeinstellmöglichkeiten. Durch eine angestrebte Kooperation mit der Arbeiterwohlfahrt (AWO) soll ein „langes Verweilen in den eigenen vier Wänden“ ermöglicht werden, so Kling.

Er betonte, dass die Wohnanlage ausschließlich mit Unternehmen aus dem heimischen Raum erstellt werde. Dies sei ein wesentlicher Beitrag der Genossenschaft zur Standortsicherung.

Während der Richtkranz zum Dach hochgezogen wurde, wünschte Zimmermeister Jens Nickel mit seinem Richtspruch aus luftiger Höhe „den künftigen Hochhausmenschen jeder Wohnung, Stück um Stück, recht viel Freude, recht viel Glück“ und warf sein ausgetrunkenes Glas mit Schwung auf den Boden. Im zweiten Bauabschnitt, der bereits mit Beginn des nächsten Jahres in Angriff genommen werde, entstünden weitere 54 barrierefreie und zwei Maisonette-Wohnungen. In dem Komplex, der dann mit dem gestern eingeweihten Bau ein offenes Karree bildet, sollen weitere zwei Büroeinheiten entstehen.

Nicht ohne Stolz berichtete Kling, dass bereits zum jetzigen Zeitpunkt alle Wohnungen bis auf acht Zwei-Zimmer-Appartements vermietet seien.